Es ist so ärgerlich: Da näht man einen Schnitt seit Jahren rauf und runter und plötzlich kommt der Punkt, an dem das Kind dem Schnitt entwachsen ist, und eine Nummer größer bräuchte.
Heute möchte ich euch deshalb zeigen wie ihr relativ einfach einen Schnitt um eine oder zwei Größen vergrößern könnt.
Das braucht ihr dafür:
- den ausgedruckten und zusammengeklebten Schnitt, noch NICHT ausgeschnitten
- einen Bleistift
- ein Geodreieck
- eventuell ein langes Lineal
Theoretisch kann man jeden Schnitt vergrößern, es gibt aber ein paar Punkte die es leichter machen:
- der Schnitt ist gleichmäßig gradiert, dass heißt der Abstand von Größenlinie zu Größenlinie ist immer gleich groß, siehe Bild:
- der Schnitt hat möglichst wenig Schnittteile (je mehr Schnittteile, desto größer die Gefahr, dass am Ende die Schnittteile doch nicht zusammen passen
So wirds gemacht:
Ihr startet am besten an einer geraden Strecke ohne Kurve um ein Gefühl dafür zu bekommen.
Messt den Abstand zwischen zwei Größenlinien, wie hier an der unteren Kante (Linie A), und notiert ihn euch. Weil der Schnitt ja gleichmäßig gradiert ist, kann man diesen Abstand zwischen all den Größen dieser Linie messen.
Jetzt zeichnet ihr mit dem gemessen Abstand eine parallele Linie unterhalb der größten Größe dieser Linie (hier die gelbe Linie) und verlängert diese Linie zu beiden Seiten hin.
Genauso können wir mit der zweiten Linie (B) verfahren, die auch einfach gerade ist. Zuerst den Abstand zwischen den Größen messen, und dann von der größten Größe ausgehend vergrößern und die neue Linie nach oben und unten verlängern.
Eine Besonderheit ist Linie C, denn diese Linie ist bei allen Größen gleich, so auch bei unserer Vergrößerung. C wird nur nach oben und nach unten verlängert.
Bei Linie D haben wir in diesem Beispiel eine gerade und eine optionale Kurve, wir beginnen mit der geraden. Diese wird wie auch schon Linie A und B verschoben. Zuerst den Abstand zwischen den Größen messen, und dann von der größten Größe ausgehend vergrößern und die neue Linie zu den Seiten hin verlängern.
Ein kleines bisschen komplizierter wird es nun bei den Kurven E und F, bevor wir sie gradieren können, müssen wir noch einen Zwischenschritt einfügen. Hierfür verbinden wir alle Ecken eines Punktes und verlängern die Linie nach außen. Das gilt hier für die Ecken B/F, F/D, D/E.
Diese Hilfslinien geben uns nun an der Kreuzung mit der neuen Linie D Eckpunkte, an denen unsere Kurven E und F enden.
Zuerst kümmern wir uns aber um E. Den Startpunkt haben wir schon an der Schulter (Kreuzung der Hilfslinie D/E und der neuen Linie D), aber der Endpunkt muss noch festgelegt werden. Dazu schauen wir uns an wo die Kurven der anderen Größen von E enden, nämlich an Linie C. Dort enden die Kurven aber nicht in einem Punkt, sondern mit etwas Abstand zueinander. Diesen Abstand messen wir wieder aus und dann von der größten Größe ausgehend nach oben hin einen neuen Punkt auf Linie C malen. Hier endet unsere Kurve.
Wer die Kurve ganz genau zeichnen möchte der kann die Kurve in verschiedene Teile unterteilen und überall die jeweiligen Abstände messen, aber meistens ist so eine genaue Arbeit nicht nötig und es reicht wenn man nach Augenmaß die neue Kurve zeichnet.
Kurve F wird ebenso gezeichnet, nur das wir hier Anfangs und Endpunkt schon definiert haben, durch die Kreugung der Hilftslinie B/F mit der neuen Linie F und der HilfslinieF/D mit der neuen Linie D.
Und zum Schluss kann man auch noch die optionale Rundung an Linie D freihand einzeichnen.
Das erste Schnittteil haben wir nun fertig und genauso können wir auch mit den anderen Schnittteilen verfahren.
Zum Schluss muss man nur noch den Schnitt entlang der neuen Größenlinie ausschneiden. Zum Überprüfen kann man zum Beispiel Seiten- und Schulternähte von Vorder- und Rückenteil aufeinander legen um zu schauen, ob die Linien gleich lang sind.
Ich habe die Vergrößerung hier beispielhaft an meinem Schnitt "Zappelphillip" gezeigt, einem Schlafsack mit Beinen. Der Schnitt geht nur bis Gr 110/116 und ich musste ihn schon selbst für meine Tochter auf Größe 122/128 vergrößern, was problemlos funktioniert.